Das MULTIPLY-Projekt basiert auf der Überzeugung, dass eine erfolgreiche Energiewende gut abgestimmte Maßnahmen erfordert, die auf lokaler Ebene durchgeführt werden. Nur eine kommunale Energieraumplanung, die Elemente einer nachhaltigen Verkehrs-, Energie- und Raumplanung kombiniert, kann dazu beitragen, das gesamte Energiesparpotenzial einer Gemeinde auszuschöpfen und sie gleichzeitig zu einem Ort mit höherer Lebensqualität zu machen.
Was verstehen wir unter Raumplanung bzw. Energieraumplanung?
Raumplanung schafft die Voraussetzungen, um langfristige Energieverbrauchsmuster zu bestimmen. Integrierte Energieraumplanung ist ein moderner Planungsansatz, der eng mit der Komplexität von Städten und Gemeinden, sowie der Notwendigkeit, nachhaltige und widerstandsfähige Siedlungsstrukturen zu schaffen, verbunden ist. Die Umsetzung einer integrierten Energieraumplanung ist direkt mit den sozioökonomischen Bedingungen, den rechtlichen Rahmenbedingungen, der Technologie sowie den Berufs- und Bildungsmöglichkeiten der Gesellschaften verbunden, die von Land zu Land unterschiedlich sind (Milojevic, Brankica, 2018, Integrierte Stadtplanung in Theorie und Praxis). In der Praxis sind Energieraumplanungskonzepte komplex und müssen der lokalen Situation entsprechen.
Warum Energieraumplanung?
Komplexe Herausforderungen erfordern Gesamtsystemlösungen, die Sektor-übergreifende Auswirkungen berücksichtigen. Um den aktuellen und zukünftigen Anforderungen einer nachhaltigen Energieversorgung gerecht zu werden, müssen Schlüsselbereiche wie Mobilität und Energie sowie eine ausgewogene Nutzung des verfügbaren Raums gemeinsam behandelt und entwickelt werden, mit Blick auf das formulierte Energie- und Klimaziel. Energieraumplanung zielt auf die Entwicklung von Gemeinden, Städten und Stadtquartieren ab, in denen Maßnahmen zu Energiesystemen, Raumplanung und Mobilitätsmaßnahmen gleichzeitig in einem ganzheitlichen Konzept zusammengefasst sind, mit dem Ziel, die Energieeffizienz als Grundlage für den Planungsprozess zu erhöhen. Die umfangreiche Einbindung von Stakeholdern ist ein wichtiger Beitrag für die Entwicklung umfassender Lösungen und zur erfolgreichen Umsetzung von Energieraumplanungskonzepten.
Schlüsselkomponenten der Energieraumplanung:
- Der Gebäudebestand von Städten und Gemeinden - Energiesparpotentiale gibt es über Sanierungsmaßnahmen und dem Vorgeben von Baustandards.
- Lokale Energiesysteme - sollen in Energieraumplanungskonzepte integriert werden. Bisher unausgeschöpfte Effizienzpotentiale wie die Abwärmenutzung von Industriebetrieben sollen angedacht werden. Strom- und Wärmeversorgung können durch die Erhöhung des Anteils erneuerbare Energie, durch die Verbesserung der Effizienz von Verteilernetzwerken, sowie durch die Reduktion des Energieverbrauchs optimiert werden. Energiespeichersysteme sollten in Erwägung gezogen werden, um dezentralisierte Energiesysteme zu schaffen.
- Die Raumplanung hat einen direkten Einfluss auf den Energiebedarf der EinwohnerInnen durch deren Mobilität. Sie bestimmt, wie Bürger sich fortbewegen. Die Planung einer guten Nahversorgung verbessert für viele EinwohnerInnen den Zugang zu Schlüsseleinrichtungen und reduziert den Bedarf für individualisierte motorisierte Mobilität. Eine verbesserte Multimodalität des Verkehrs sowie gute ausgebaute öffentliche Verkehrsmittel reduzieren individualisierten motorisierten Verkehr, Abgase und somit Luftverschmutzung. Eine gute Infrastruktur für E-Mobilität ist zusätzlich ein wesentlicher Faktor für die Nutzung nachhaltigerer Mobilitätsformen. Innovative Güter-Zustellsysteme sollen mit intelligenter Verkehrs- und Raumplanung kombiniert werden. Deshalb Raumplanungsmaßnahmen und Mobilitätsmaßnahmen immer gemeinsam betrachtet werden.
Wie soeben dargestellt hat eine integrierte kommunale Energieraumplanung einen positiven Einfluss für Städte und Gemeinden weit über das Energiesparen hinaus. Sie hat Auswirkungen auf die Gesundheit, leistbares Wohnen sowie die Erhaltung von Grünflächen, und verbessert so die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen, was zu einer nachhaltigeren Lebensqualität in Städten und Gemeinden beiträgt. Wie der Städteplaner Peter Calthorpe sagt: “Je umfassender wir Systeme machen, desto nachhaltiger sind sie.“